20. Februar 2022

5 Kommentare


Neugeborenes Mädchen

Meine natürliche Geburt nach drei Kaiserschnitten –

Die Vorgeschichte in Kürze:

  1. Kind: 2014 Kaiserschnitt wegen Beckenendlage, Tochter 2670g, 48 cm
  2. Kind: 2016 Notkaiserschnitt, 28. SSW schlechtes CTG, Plazentainfarkt, Sohn beim KS verstorben, 1050 g. Bei mir wurde eine Gerinnungsstörung festgestellt.
  3. Kind: 2018 natürliche Geburt probiert. Kind tritt nicht tiefer ins Becken. Kaiserschnitt wegen Geburtsstillstand bei voll eröffnetem Muttermund.
  4. Kind: 2021 Totgeburt in der 25. SSW, spontane Geburt nach 3 Kaiserschnitten mit Einleitung unter Cytotec: Sohn 500g, erneut Thrombose in der Plazenta nachdem ASS 100 vom Medikamentenplan gestrichen wurde
  5. Kind: 24.01.2022 Mädchen, 3090g, 48 cm (ASS 100 und Heparin, genau wie bei meinem lebenden Sohn) Natürliche Geburt nach drei Kaiserschnitten

Ich fand nach meiner Vorgeschichte von 3 Kaiserschnitten und vielen Anfragen nur eine einzige Klinik, die eine natürliche vaginale Geburt mit mir versucht hätte und das war eine Uniklinik, 40 Minuten von meinem Wohnort entfernt.

Zunächst kontaktierte ich das nächstgelegene örtliche Krankenhaus, welches nur 10 Minuten von uns entfernt liegt. Der dortige Chefarzt bot mir einen Kaiserschnitt drei Wochen vor dem Termin an. Eine spontane Geburt sei absolut ausgeschlossen und in seinem Krankenhaus unmöglich. Er würde dies auf keinen Fall dulden. Das waren seine Worte beim Geburtsplanungsgespräch.

Rasanter Geburtsbeginn

Leider trug es sich dann so zu, dass ich es aufgrund der rasant fortschreitenden Geburt nicht mehr in die 40 Minuten entfernte Uniklinik schaffte und mich notfallmäßig in die Klinik vor Ort begab, wo ich genau auf diesen Chefarzt traf.

Ich hatte zu Hause einen hohen Blasensprung und die Geburt startete von null auf hundert. Als ich in der Klinik ankam war der Muttermund bereits auf 8 cm eröffnet und ich hatte starke Wehen. Besagter Chefarzt kam nun panisch in den Kreissaal und schrie: „sofort fertig machen für den OP.“

Bitte verlegen Sie mich!

Ich fragte ihn, ob er mir jetzt tatsächlich bei diesem Befund einen KS verpassen wollte. Er sagte, dass in seiner Klinik nichts anderes stattfinden würde und das hätte er mir auch gesagt.

Ich sagte „Gut, dann verlegen sie mich bitte in die Uniklinik mit dem Krankenwagen.“

Er rief dort an und kam mit einer Tokolyseinfusion zurück.

Die Wehen wurden immer stärker und ich konnte kaum sprechen.

„Sie geben mir jetzt keine Wehenhemmer!“, sagte ich. „Doch, sonst kommt das Kind im Krankenwagen.“ sagte er. „Dann kommt es dort.“ sagte ich.

Er schrie mich an, dass ich unmöglich sei und unverantwortlich.

Ich sagte, dass es Wahnsinn sei, was er vorhatte. Mich mit diesem Befund zu verlegen.

Ich hatte mittlerweile Druck nach unten und sagte das auch immer wieder. Eine Ärztin untersuchte mich.

 

„So, jetzt bekommen Sie Ihre normale Geburt. Ich bin mal gespannt ob das so ist, wie sie sich das vorstellen.

Befund: 10 cm voll eröffnet und Köpfchen tief im Becken. Kann nicht mehr verlegt werden sagte die junge Ärztin.

Wutentbrannt ging er raus und holte seinen Koffer. „So, jetzt bekommen Sie Ihre normale Geburt. Ich bin mal gespannt, ob das so ist, wie sie sich das vorstellen.“

Ab da zog ich mich komplett zurück und konzentrierte mich nur noch auf mich und meine Atmung und mein Baby.

Nach vier Presswehen sagte er: „So, mir wird das zu gefährlich: Saugglocke.“ Ein anderer netter Arzt kam dazu. Er sagte, dass alles super aussieht und das Baby jetzt kommt. Er würde nur kurz mitziehen. Von da an beruhigte sich auch der Chefarzt etwas.

Bei der nächsten Presswehe zog dieser Arzt mit und schon war meine Tochter geboren. Sie war gesund und hatte super Werte und durfte direkt zu mir auf die Brust.

Dieser Moment war so heilsam für mich nach allem, was ich erlebt hatte. Ich war so glücklich. Nach zwei Totgeburten im 6. und 7. Schwangerschaftsmonat konnte ich endlich ein gesundes Baby im Arm halten. Mein Körper hatte doch nicht versagt.

Er hatte endlich alles richtig gemacht und ich meinen Frieden gefunden.

 

p.s. Mein Mädchen wurde am 24.01.2022 mit einem Gewicht von 3090g und 48 cm Länge geboren. Ich erhielt während der Schwangerschaft ASS 100 und Heparin, genau wie bei meinem lebenden Sohn.

p.s.s. Ich möchte noch anmerken, dass ich dieses Mal bei einem Osteopathen war, der mir von einer Hebamme empfohlen wurde, da sich meine Kinder nie gut ins Becken einstellten. Und siehe da, schon nach der zweiten Sitzung stellte sich Paulina richtig ins Becken ein und drückte von da an auf den Muttermund. Dieser Mann prophezeite mir auch eine schnelle Geburt. Sehr zu empfehlen.

Buchtipp:

Viele gute und hilfreiche Informationen zur Vorbereitung auf Deine natürliche Geburt nach vorherigem Kaiserschnitt findest Du in meinem Buch „Natürliche Geburt nach Kaiserschnitt –  Praxiswissen von der Ärztin“  erschienen 2021 bei edition riedenburg.

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  1. Ganz, ganz tief empfundenen
    Herzlichen Glückwunsch!

    Ich möchte Ihnen meinen Respekt für soo viel Vertrauen in sich selbst und die geradlinig durchgesetzte Intuition aussprechen!

    Wunderbar.. der Arzt wird es nie vergessen und sie konnten durch Ihre Urweiblichkeit, Freiheit und Durchsetzungskraft heilen!
    Ihre Geschichte wird diese Klinik ein bisschen verändern.

    Ihre Geschichte hat mich sehr berührt.

    Herzliche Grüße
    Yvonne Schlachte

    1. Hallo Irene, ich lasse Dir die Daten gerne über Die Administratorin zukommen. Bei mir wurde eine Beckenlockerung durchgeführt. Und zum ersten Mal hat sich das Kind richtig eingestellt. Ich hatte insgesamt nur drei Sitzungen. Liebe Grüße

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